Freitag 11.11.2016, 14:15-16:15 Uhr
S_1: "Ich übe mich..." - Zur Bedeutung von Körperwahrnehmung und Selbstkommunikation | Prof. Dr. J. Lemmer Schmid / Stephan Berg
Dozentinnen und Dozenten 20/21Das Spannungsfeld zwischen diszipliniertem Üben und achtsamem Fließenlassen ist voller Herausforderungen. Wie können wir mit uns/unserem Körper in einen reflektierten Dialog treten, ohne dabei die Performanceleistung zu gefährden? Wann loslassen, wie lange dranbleiben? Mit dem Konzept der “Selbstsorge” soll eine Möglichkeit vorgestellt werden, wie es gelingen kann, eine achtsame, bewusste und gesundheitsfördernde Selbstkommunikation zu entwickeln. Ziel ist es, vorhandene Potentiale zu entfalten bei gleichzeitigem Erhalt der Spiel- und Tanzfreude.
Nach einer kurzen theoretischen Einführung bietet dieser Workshop die Möglichkeit, anhand von praktischen Erfahrungssituationen sich selbst in Übungs- und Trainingssituationen zu reflektieren. Der Fokus liegt dabei auf dem Balanceakt zwischen Über- und Unterforderung, Entwicklungsmotivation und Selbstakzeptanz.
WS_1: Atmung organisiert sich selbst - wenn man sie lässt! | Dr. Wolfgang Steinmüller
Mable Todd, eine amerikanische Stimmlehrerin veröffentlichte 1937 ein Buch mit dem ungewöhnlichen Titel „The Thinking Body“. Hierin beschreibt sie theoretische Hintergründe und praktische Beispiele der von ihr entwickelten Methode, die später als Ideokinese bekannt wurde. Todd erkannte, das Denkprozesse, die sich mit Bewegungen in Bezug zum eigenen Körper beschäftigen, zu einer besseren Spannungsregulation der Skelettmuskeln führen können.
In diesem Seminar werden einführend grundlegende Informationen zur Anatomie, Physiologie und Mechanik der Atmung vermittelt.
Im praktischen Teil wird die Wirkung von „images“ auf die Atmung anschaulich vermittelt. Vorstellungsbilder machen die theoretischen Informationen lebendig und stellen den Bezug zum eigenen Körper her. Durch leichte Berührung wird die Aufmerksamkeit von „außen“ auf die Körperregion gerichtet, für die ein vom Lehrer gegebenes bewegtes Bild (image) soeben von „innen“ wirkt. Verblüffende Veränderungen von Haltung, Bewegung und Atmung werden nach diesem mentalen Prozess mit taktiler Berührungshilfe bewusst wahrnehmbar.
WS_2: Die Phrasierung im romantischen Lied I Prof. Ulrich Messthaler
Thema des Workshops ist der Zusammenhang und das Zusammenspiel zwischen freier Phrasierung und Bewegungsbewusstsein.
Wir wissen Vieles über die Gesangsästhetik und deren musikalischer Umsetzung in der Zeit von 1830 bis 1900 in Deutschland, besonders auch in Wien und Dresden. Der Einfluss der Schule des frühen Belcanto auf die Sänger dieser Zeit, und dementsprechend auch auf die Komponisten, war enorm. Die freiere Art der Phrasierung in dieser Periode geht konsequenterweise aus der Befolgung der Regeln dieser Schule hervor. Der Versuch, diese Regeln auf das Liedrepertoire des 19. Jh.s anzuwenden, stellt eine spannende Bereicherung bei der Auseinandersetzung mit diesem Repertoire da.
WS_3: BEWEGT LERNEN - psycho-physisches Lernen in der künstlerischen Ausbildung mit der Alexander-Technik | Jule Gartzke
Im Alltag wie auf der Bühne sind es häufig unsere Gewohnheiten, die uns leiten. Doch gerade im kreativen Prozess ist es wichtig, sich Optionen offen zu halten, in Ruhe und mit Bewusstheit zu agieren, um frei und konstruktiv zu entscheiden.
Ein erster Schritt ist es, diesen möglicherweise störenden Gewohnheiten auf die Schliche zu kommen, um mehr Integration von Gefühl, Gedanke und körperlichem Ausdruck erleben zu können. Dabei spielt die Verbindung zwischen Kopf und Wirbelsäule eine besondere Rolle. Nach F.M. Alexander definiert die Qualität des Gebrauchs dieser Verbindung die Qualität aller Bewegungen.
In meinem Workshop möchte ich folgende Fragen betrachten:
Was ist Präsenz?
Was hat Flexibilität mit Stabilität zu tun?Wie beeinflusst die Atmung die Koordination?
Was hat Aufrichtung mit Entscheidungen zu tun?
Welchen Einfluss hat die Macht der Gewohnheit?
Und wie hilft dieses Wissen in der künstlerischen Ausbildung und vor allem später im Beruf weiter?Diese und andere Fragen wollen wir praktisch bearbeiten und erforschen.
Bitte bequeme Kleidung tragen.