Im Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis
• Die Dynamisierung des Körpers Prof. Rose Breuss
• Körperbilder = Menschenbilder? Praktiken in zeitg. Musik Julia Gerlach
• Symphony in White – Musik als Modus der Referenz Prof. Dr. C.Thorau
• BrainDance - Grundgedanken und technische Hintergründe Dr.Tilo Hinterberger
• Tanz an der Schnittstelle zwischen Bewusstsein und Bewegung Ottmar. E. Gendera
• Wissenspool
Die Heterogenität der im dritten Block der MATERIALIEN zusammengestellten Texte kann hoffentlich weitere Perspektiven auf die Thematik des Symposiums THE ARTISTʼS BODY eröffnen. Als Bewegung in menschlichen Handlungszusammenhängen ist Bewegung so vertraut, dass wir sie nicht mehr bzw. nicht bewusst wahrnehmen; wird sie aber aus diesen Zusammenhängen abgelöst und als eigenständige Größe im Tanz dargestellt und ausgeführt, so kann sie fremd und ihrer Erinnerung beraubt wirken, kann wie eine Vision erscheinen, exotisch, fremd und fern, andersartig. In ihrem Text Die Dynamisierung des Körpers begibt sich Prof. Rose Breuss auf die Suche nach den Möglichkeiten, Bewegung als eigenständige künstlerische Größe zu bearbeiten. Ihr Zugriff auf tradierte Tanz- und Bewegungsschriften erweist sich als äußerst anregende Inspirationsquelle. Julia Gerlach untersucht in Körperbilder = Menschenbilder? Praktiken in der zeitgenössischen Musik die defragmentierten Körperbilder, die kennzeichnend sind für die zeitgenössische musikalische Praxis. Sie stellt die Frage nach dem ihnen zugrunde liegenden Menschenbild. Die Analyse von Zeichenformen und Zeichenhandlungen hat als Semiotik an der HfMDK Frankfurt bereits Tradition. Der Musikwissenschaftler Peter Faltin brachte Ende der 70er Jahre mit seinen Arbeiten schon zeichentheoretisches Denken nach Frankfurt. Alle nonverbalen performativen Kunstformen wie Tanz, Musik und abstrakte Kunst, die mehr präsentieren, vorführen und verkörpern als das sie repräsentieren, verweisen und beschreiben, haben jedoch mit dem klassischen Zeichenbegriff ihre Schwierigkeiten. In seinem Text Symphony in White - Musik als Modus der Referenz skizziert Prof. Dr. Christian Thorau einen Weg von klassischen Modellen der Zeichentheorie hin zu einem Ansatz, der die Verkörperungsfunktion von Zeichen in künstlerischen wie auch in nichtkünstlerischen Kontexten begründet und mag damit auch für die Körperwahrnehmung und -analyse innerhalb der Künste und in ihren Wechselwirkungen untereinander hilfreich sein. Im Projekt Braindance von Dr. Thilo Hinterberger und Ottmar E. Gendera erhält eine Tänzerin die Möglichkeit, die jeweiligen aktuellen Gehirnrhythmen improvisatorisch im Tanz auszudrücken, mit diesen in Interaktion zu treten. Dabei wird das EEG über ein kleines, tragbares EEG-Verstärkersystem abgenommen und in Echtzeit über das POSER Brainmusic Interface sonifiziert. Die tänzerische Interaktion mit den eigenen Körperrhythmen bildet damit eine neuartige und außergewöhnliche Möglichkeit der Selbsterfahrung. Diese Verbindung zwischen Neurowissenschaft und den darstellenden Künsten wurde durch die Entwicklung eines Echtzeit-Sonifikationssystems geschaffen, wodurch die neuronale Aktivität in Klänge verwandelt werden. Die vielseitigen oszillatorischen Anteile des EEGs und die peripher messbaren Rhythmen wie Puls oder Atmung werden als orchestrales Konzert, genannt Brainmusic, wiedergegeben.