Als musikalischer Rahmen stehen die dreiteiligen „Musikalischen Exequien“, SWV 279-281 von Heinrich Schütz (1585-1672) - eine Auftragskomposition anlässlich der Trauer- und Beisetzungsfeier für seinen Landesfürsten Heinrich Posthumus Reuß 1636. Das Werk entstand mitten im Dreißigjährigen Krieg, in einer Zeit, in der zudem die Pest wütete – und Schütz selbst innerhalb kürzester Zeit Ehefrau, Vater, Mutter und Freund verlor. Trotz widriger Verhältnisse hat Schütz mit den „Musikalischen Exequien“ eine der kunstvollsten und zugleich innigsten Trauerkompositionen der Musikgeschichte geschaffen.
Zwischen der frühbarocken Komposition präsentiert der neu (bzw. wieder-) gegründete HfMDK-Kammerchor in seinem ersten Konzert unter Leitung seines neuen Dirigenten Florian Lohmann zwei Kantaten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – beide entstanden vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges: Im Jahr 1944, mitten im Zweiten Weltkrieg, bat Francis Poulenc (1899-1963) den Dichter Paul Eluard um Verse zu seiner kleinen viersätzigen Kammerkantate „Un soir de neige“ für Solostimmen oder Chor, FP 126. Eindringlich beschreibt Eluard vier Bilder im Schnee: die Erstarrung von Mensch und Natur im Winter, den Überlebenskampf eines Wolfes, das Holz als Hoffnungs- und Todeszeichen und schließlich den Tod des Menschen, der von „Nacht, Kälte und Einsamkeit“ umschlossen ist.
Mit Ernst Kreneks (1900-1991) Kantate „Von der Vergänglichkeit des Irdischen“ für Solosopran, Chor und Klavier, op. 72 – komponiert 1932 – wird der programmatische Bogen zurück zum musikalischen Rahmen des Konzertabends gespannt: Krenek verarbeitet Lyrik aus der Zeit der Reformation in Deutschland und des Dreißigjährigen Krieges, die das humanitäre Desaster dieser Katastrophe und das Verlangen nach Frieden lebendig macht.
Von der Vergänglichkeit des Irdischen
Werke von Schütz, Poulenc und Krenek
Freitag, 31. Januar 2020 um 19.30 Uhr / Großer Saal der HfMDK
Eintritt: Karten online zu 6€ (ermäßigt 4€) zzgl. Online-Gebühren oder an der Abendkasse eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn zu 8€ (ermäßigt 6€)
Samstag, 1. Februar 2020 um 19.30 Uhr / Alte Nikolaikirche Frankfurt
Eintritt frei
Mitwirkende: Mikiya Kaisho, Laute; Ilona Les, G-Violone; Vincent Knüppe, Orgel Julie Grutzka, Sopran-Solo (Krenek); Haram Baek, Klavier und der Kammerchor der HfMDK Frankfurt
Musikalische Leitung: Florian Lohmann (Konzert am 31. Januar); Studierende MA Chorleitung und MA Kirchenmusik (Konzert am 1. Februar)
Im studiengangübergreifenden Kammerchor der HfMDK singen gegenwärtig 24 Studierende der Studiengänge Gesang, Kirchenmusik, Künstlerische Instrumentalausbildung, Lehramt und Chorleitung. Die Sängerinnen und Sänger qualifizieren sich über ein hochschulinternes Vorsingen zu Beginn eines jeden Semesters für die Teilnahme. Das zweite Konzert des Kammerchores findet in der Alten Nikolaikirche statt; es wird von insgesamt sechs Studierenden (Master Chorleitung und Master Kirchenmusik) im Wechsel dirigiert, die damit wertvolle Berufspraxis sammeln.
Florian Lohmann trat zum Wintersemester 2019/20 die Professur für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) an – in der Nachfolge von Prof. Winfried Toll. Neben der Leitung des Hochschulchors verantwortet Florian Lohmann den Masterstudiengang Chorleitung in der Künstlerischen Instrumentalausbildung sowie Aufbau und Leitung eines studienübergreifenden HfMDK-Kammerchors.